Puh. Was für eine Katastrophe. The Extended Mind hat mir gar nicht gefallen. Das liegt in erster Linie daran liegt, dass dieses Buch ziemlich kurz wäre, hätte man es nicht mit nicht enden wollenden Beschreibungen von Experimenten gefüllt, die letztendlich alle zum Ergebnis kamen. Dieses Ergebnis wurde allerdings am Anfang jedes Kapitels bereits erklärt. Alles darauffolgende kann man getrost überspringen, handelt es sich doch nicht um mehr als ein ausführliches "Und hier sind ein paar Beweise für diese Aussage".
Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht überrascht wäre, wenn viele dieser Studien Opfer der Replication Crisis sein könnten, ist das einfach nicht wie man unterhaltsame Bücher schreibt. Selbst, wenn das eigentliche Thema ganz interessant sein könnte.
The Extended Mind will einem nahebringen, dass wir alle unseren Verstand als zentralisiertes Objekt in unserem Kopf verstehen. Allerdings wurde offenbar bewiesen, dass externe Einflüsse großen... Einfluss auf unseren Verstand haben. Irgendwie fand ich das nicht sonderlich überraschend, aber teilweise waren nette kleinere Fakten zu finden. Leute lernen zum Beispiel besser, wenn die lehrende Person viele und gute Gesten benutzen. Selbst Babys lernen besser Sprache, wenn die Eltern gut gestikulierende Menschen sind.
Die Fähigkeit den eigenen Körper gut zu spüren ist ebenfalls dafür verantwortlich, wie man auf Sachen reagiert, wie Natur, Räume, Architektur und Gruppen in denen man sich befindet. Alles irgendwie auf der Hand liegend. Deine Umgebung hat Einfluss auf dein Denken. Turns out.
War nicht begeistert. Meine Meinung ist allerdings ziemlich unterschiedlich zu der vieler anderer, muss also nicht viel heißen. Für mich hat The Extended Mind aber so gar nicht funktioniert.
Blake Crouch weiß, wie man spannende Geschichten schreibt. Eigentlich geht es in der *Wayward Pines* Trilogie gar nicht um viel und Komplexität sucht man auch vergebens, aber sein Schreibstil hält einen bei der Stange.
Spoiler für das erste Buch: Wayward Pines ist eine aus der Zeit gefallene Stadt. Nicht weil Konservative die Regierung stellen, sondern weil ein sehr reicher Wissenschaftler ein paar tausend Jahre zuvor entdeckt hat, dass sich das menschliche Genom evolutionär zeitnah schlagartig verändern und damit die Menschheit in den Ruin schicken wird. Er sorgt also dafür, dass knapp 2000 Leute in Cryo-Schlaf versetzt werden und baut dann in ferner Zukunft eine Stadt auf, in der die Einwohner leben ohne zu wissen, was außerhalb abgeht. Und außerhalb leben Monster.
Nachdem der Protagonist im ersten Teil überzeugt wurde, dass Wayward Pines tatsächlich die letzte Enklave Menschlichkeit bildet, hilft er im zweiten Buch dem Kopf hinter dem Projekt. Zumindest bis er bemerkt, dass nicht alles mit ethischen Dingen zugeht.
Kurzweilig und lesenswert. Ein guter Mittelteil.
Langjährige Fans von buch.fyi wissen, dass ich sehr gerne Augenzeugenberichte der Weltkriege lese. Warum ich bis jetzt brauchte, um endlich den Klassiker ...trotzdem Ja zum Leben sagen las, weiß ich selbst nicht. Geschadet hat es allerdings nicht.
Dieses Buch, dessen wirklich mieser Titel in den kommenden Zeilen nicht mehr erwähnt wird, bietet einen faszinierenden Einblick in das Konzentrationslagerleben. Der Autor, Viktor E. Frankl, war Psychologe und hat schon im Lager angefangen, seine Beobachtungen zum Verhalten von Menschen in absolut unvorstellbaren Situationen zu notieren.
Einige Aspekte seiner Erzählung haben sich sehr in mein Bewusstsein gebrannt. So erwähnt er, dass die besten Gefangenen nicht das Lager verlassen haben, weil sie nicht bereit waren, über ihre Mitgefangenen hinwegzusteigen und sich selbst Vorteile zu verschaffen. Eine beeindruckende Tiefe der Selbstreflexion. Die Kernaussage des Buches ist allerdings wohl, dass nur diejenigen überlebten, die niemals die Hoffnung aufgaben und wussten, dass sie etwas haben, für das es sich zu überleben lohnt. Diejenigen, die sich fragten, was das Leben ihnen noch zu bieten hat, haben es nicht geschafft. Diejenigen, die das Gefühl hatten, dass sie dem Leben noch was bieten können, hatten eine größere Chance, die Gräuel der Konzentrationslager über sich ergehen zu lassen und zu überleben.
Sehr, sehr lesenswert.
Tim Ferriss ging bisher an mir vorbei. Nicht wortwörtlich, vielleicht aber auch doch, und ich habe es nicht gemerkt, schließlich ging er an mir vorbei. Verbinde nichts mit ihm, weiß nur, dass er eine dieser Personen ist, die viele Leute als Vorbild auserkoren haben.
Warum also nicht mal sein Buch *The 4-Hour Workweek* lesen, dachte ich mir. Hat sich nicht gelohnt, denke ich jetzt.
Die grundsätzliche Prämisse ist, dass Tim einem erklären möchte, wie man sich völlig aus seinem Job herausoptimiert und nur noch vier Stunden pro Woche grobe Verwaltungsaufgaben erfüllen muss. Eigentlich ganz spannend.
Es ist aber irgendwie ein bisschen eklig. Ganz grundsätzlich ist es zu alt und beschreibt eine Welt, in der man mit jedem zweiten Dropship-Shop noch Geld machen konnte. Das macht alles im Buch merkwürdig beige. Technologie hat die im Buch beschriebenen Ansätze nicht unbedingt überholt, aber so wirklich ist halt auch kein Blumentopf mehr damit zu gewinnen, dass man theoretisch mal eben schnell ein Produkt verkaufen kann. 20 Millionen andere Leute versuchen derweil das gleiche. 2007 ist halt nicht 2021.
Während Ferriss' Art einigen negativ aufstößt, fand ich sie nicht sonderlich aneckend. Klar, er spricht wie jemand, der geschafft hat, was er im Buch anderen verklickern möchte, aber das ist noch lange nicht angreifend genug, um mich zu stören. Problematischer fand ich, dass Survivorship-Bias irgendwie durchgehend stattfand und in keiner Form besprochen wurde. Cool, dass du mir drei Leute nennen kannst, die deinem Plan folgten und Erfolg hatten, Tim, aber was ist mit den anderen und was ging da schief?
Das Buch gab mir immerhin den Gedanken, dass ich vielleicht mal irgendwann einen App-Design-Kurs erstellen und verkaufen könnte, war aber ansonsten nicht sonderlich aufschlussreich.
Eigentlich sind Subtitel von Büchern und Filmen immer nur Marketing-Gelaber, um möglichst viele Leute vom Kauf zu überzeugen. Wie "Riesiges Robowabohu" in der deutschen Version von Big Hero 6, der aus irgendeinem Grund hier Baymax heißt, weil... sicher irgendwas mit Leitkultur.
Wie dem auch sei. Der Subtitel von How To Live ist tatsächlich relevant und man muss ihn sich einprägen, damit man dieses fantastische Buch schätzen kann: 27 conflicting answers and one weird conclusion
Derek Sivers beleuchtet die wichtigen Themen des Lebens in stakkatohafter Präzision und einer Ambivalenz, die Leuten auf der Suche nach einfachen Antworten die Ohren schlackern lässt.
Dieses Buch erfordert, dass man bereit sein muss, die Grauzonen des Lebens zu akzeptieren. Wer glaubt, dass alles in richtig und falsch eingeordnet werden kann, wird keine Freude mit diesen Seiten haben.
Alle anderen können diesen knapp 120 Seiten als Standardwerk immerwährender Inspiration für ein Leben voller intelligenter Ambivalenz huldigen. Großartig.
(Beim Link handelt es sich nicht um einen Amazon-Link. Man kann das Buch nur auf Sivers Webseite kaufen, diese Seite kann aktuell aber nicht mit diesem verrückten Konzept umgehen.)
Wow. Was für ein langweiliges und gleichzeitig nerviges Buch. Als Fan von Geschichten mit Zeitreisen-Faktor dachte ich, dass diese Murder Mystery mit Time Loop Twist eigentlich genau das sein sollte, was mich endlich von "Whodunnit" Geschichten würde. Pustekuchen.
Zu viele Charaktere, zu viele Namen, zu viele langweilige Beschreibungen von Dingen, zu viele Auflistungen von Adjektiven, zu wenig nachvollziehbare Time-Loop Mechanik. Dazu kamen zu viele überraschende Twists auf dem Weg zur Auflösung, die einem nur gesagt, aber nicht gezeigt wurden. Letztendlich war ich ganz stark von allem genervt und mehrfach kurz davor das Buch abzubrechen.
Es gibt eine gute Chance, dass Murder Mysteries einfach nicht mein Ding sind. Man liest 490 Seiten, auf denen einem vorenthalten wird, was man zum Mitdenken bräuchte. Auf den Seiten 491 bis 500 hat die Protagonist:in dann irgendeine Offenbarung und erklärt einem die famose Lösung. Gibt mir nichts. Ich streiche Murder Mysteries hiermit bis auf weiteres von meiner Liste an in Frage kommenden Genres. Es wird durch mittelmäßige Zeitschleifen-Mechaniken nicht besser, sondern schlechter gemacht. Wer hätte das gedacht.
Streit! Intrigen! Geheimnisvolle Augen in Spiegeln! Schwerter in Tümpeln, Hilfe aus dem Nichts, Friedhöfe, Schlangen in Frauenkörpern! Gefangenschaft! Folter! Grindelwald, Jugendsünden, Mysterien!
Was für ein Buch voller Details, die ich damals gar nicht richtig verstanden habe! Ich befürchte, dass die ganze Sache mit der Prophezeiung, dem Opfer Harrys, seinem Abstecher ins Limbo und dem großen Finale, das sich letztendlich um den Elderstab dreht, nicht verstanden habe.
Das kann auch daran liegen, dass ich auch dieses mal damit zu kämpfen hatte. Ich befürchte, dass Rowling sich etwas übernommen hat, was die Menge an Details angeht, die sie am Ende versucht hat zusammenzubringen.
Nichtsdestotrotz ein würdiges Ende der besten Buchreihe meines bisherigen Lebens. Ich freue mich auf den dritten Re-Read in 10-20 Jahren.
Auch wenn der ganze Half-Blood-Prince Subplot nur einen bedingten Mehrwert mit sich bringt, handelt es sich hierbei vermutlich um mein Lieblingsbuch der Harry Potter Reihe. Es hat alles. Überraschende Twists links und rechts, sterbende Hauptcharaktere, aufregende Reisen an verrückte Orte, Romantik!
Außerdem wird das erste Mal das volle Ausmaß der Voldemort-Problematik klar. Es ist nicht nur ein mieser Typ mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten, nein, er ist auch noch mehr oder weniger unsterblich.
Am meisten mag ich fast, dass das Ende dieses Buches so durchdringend melancholisch ist, dass man schlecht gelaunt zurückgelassen wird. Jede Hoffnung ist zerstört, einer der beliebtesten Charaktere gestorben und so wirklich sieht man keinen Weg aus der Misere.
Was für ein Ende! Was für eine Basis für das Finale der Serie!
Irgendwie dachte ich immer – natürlich völlig ohne faktische Basis – dass es sich bei The Book Thief um eine mittelmäßige Trilogie von Jugendromanen handelt. Sowas wie Tintenherz. Davon denke ich – völlig ohne faktische Basis – dass es ein mittelmäßiger Roman für Jugendliche ist.
Sollte ich mich über Tintenherz so irren, wie ich es über The Book Thief tat, dann ist auch Tintenherz ein Buch über ein junges Mädchen, das im zweiten Weltkrieg in einem Dorf in Süddeutschland aufwächst. Das halte ich allerdings dann doch für sehr unwahrscheinlich.
Dieses Mädchen, sie ist die Titelgebende Diebin der Bücher, erfährt im Laufe der Geschichte, zusammen mit den anderen Leuten um sie herum, was es bedeutet in einem faschistischen Staat zu leben, der sich selbst in den Krieg gestürzt hat.
Als jemand der sehr gerne Dinge über den zweiten Weltkrieg liest, weil die Geschichten so grundlegend echt und emotional sind, dass sie mich auf einer ganz anderen Ebene berühren, war ich vom süßen Stil dieses Buches erst angetan, dann leicht genervt, dann aber wieder relativ begeistert. Das kann auch damit zusammenhängen, dass ich gerade erst Im Westen nichts Neues beendet hatte.
Es ist kein Spoiler (stellt es sich doch auf den ersten drei Seiten heraus) zu erwähnen, dass der Erzähler von The Book Thief der wortwörtliche Tod ist. Und er hat Humor. Nichts regt einen zum Klopfen von Schenkeln an, aber der Tod hat eine Meinung und hält mit ihr auch nicht hinterm Berg. Das ist auch genau der Teil, der mich auf meine Achterbahnfahrt einer Meinung zum Stil des Buches beförderte.
Ich spürte ganz stark, dass die reine Geschichte für mich besser funktioniert hätte, wenn etwas weniger Erzähler-Gimmick und mehr tiefe Emotionen stattgefunden hätten. So versandeten aufkommende Schluchzer schnell wieder, weil der Text zum nächsten Einwurf des Erzählers sprang.
Ziemlich viel Gemotze dafür, dass es mir insgesamt sehr gut gefallen hat. Der Erzähler hat es kurzweilig gemacht und damit seine Aufgabe erfüllt. Was mir außerdem positiv auffiel war, dass die Geschichte den Drahtseilakt zwischen Täter- und Opfervolk ganz interessant vollführt. Man kann sich am Ende selbst ein Bild davon machen, inwiefern Deutschen in den 40er Jahren ein Schicksal widerfahren ist, das angemessene Strafe, oder unmenschliches Dasein war.
Vermutlich habe ich mir jetzt eingebrockt, dass ich beizeiten mal Tintenherz lesen sollte, damit ich meine blatanten Vorurteile aus dem Weg räumen kann.
Mit den Weltkriegen ist das wie mit Kindern. Das zweite findet irgendwie mehr Beachtung, das erste tat aber auch weh.
Darum ist es nicht überraschend, dass in meinem Konsum von weltkriegsbetreffenden Medien, der erste bisher kaum eine Rolle gespielt hat. Die intensivste Erfahrung war Peter Jackson‘s They Shall Not Grow Old für mich. Jackson hat Filmmaterial aus dem ersten Weltkrieg (Es gibt welches! Total verrückt!) durch endlose Handarbeit und AI aufbereitet, damit es aussieht wie moderner Farbfilm. Nachsynchronisiert wurde auch alles. Das Team beinhaltete Leute, die die Lippen der Sprechendenden in den Filmen gelesen haben, damit herausgefunden werden konnte, was damals gesagt wurde. Irre.
Wie auch immer. Nach They Shall Not Grow Old ist Im Westen nichts Neues für mich bisher die zweitintensivste Erfahrung mit dem ersten Weltkrieg, wenn wir Battlefield 1 nicht beachten. Das habe ich allerdings auch nur zwei Nachmittage gespielt.
Die im Buch erzählte Geschichte basiert auf den eigenen Erfahrungen des Autoren, ist aber keine biografische Wiedergabe der Ereignisse. Sie begleitet einen jungen Mann von der Schulbank in die Schützengräben und auf dem Weg durch eine Menge Senfgas, im Detail beschriebene Verletzungen und Tod.
Der teilweise überraschend analytische Schreibstil reimt sich auf besondere Weise mit der Beobachtung des Protagonisten, dass man den Krieg nicht an sich heranlassen darf, weil man sonst nicht durchhält. So wird das Umbringen anderer Menschen und Sterben von Freunden mir nichts, dir nichts als ein Ereignis erzählt, das halt so irgendwie stattgefunden hat. Was stimmt. Diese Ereignisse haben stattgefunden. Im echten Leben. Selbst, wenn sie als Erzählung wie etwas klingen, das Menschen nicht anderen Menschen antun könnten.
Sehr, sehr lesenswert. Ein, trotz der analytischen Sprache, sehr aufreibender Einblick in den ersten Krieg, der mit automatischen Gewehren, Panzern und Gasen geführt wurde und damit eine neue Liga der Grässlichkeit in die Welt brachte.
Damals™ habe ich an diesem Buch nicht gemocht, dass es keine wirkliche Geschichte gibt. Kein neuer Lehrer, der sich als Bösewicht herausstellt, kein großer Twist, wo jemand böses plötzlich gut wird, keine fantastische Auflösung und gute Laune am Ende.
Jetzt denke ich weiterhin, dass dieses Buch eines der wenigen Lowlights der (originalen) Harry-Potter-Saga ist, konnte aber das Worldbuilding und die Vorbereitung auf die nächsten zwei Bücher mehr wertschätzen.
So vieles in Harry Potter and the Order of the Phoenix gibt einem ein besseres Gefühl für die anderen Charaktere der Reihe, dass es fast als fundamentales Werk zu verstehen ist, das das große Finale erst ermöglicht. Rowlings große Metapher zu allen autokratischen Regierungen des Landes wurde erst möglich, indem dieses Buch anfing, die Politik der Zaubererwelt mehr in den Vordergrund zu stellen.
Weiterhin nicht mein Lieblingsbuch der Serie, aber ich habe gelernt, es für das, was es erreichen will, schätzen zu lernen. Es gibt einer vorher guten, wenn auch seichten Welt eine Tiefe und damit eine Fallhöhe, die gefehlt hat.
Nora stirbt. Sie stirbt nicht nur, sie bringt sich sogar selbst um.
Nachdem ihr Leben etwas holprig verlief, sie mit vielen Problemen zu kämpfen hat, die sich langsam alle zum schlechteren wenden und ein ganz besonders mieser Tag ihr den Rest gibt, entschied Nora nicht mehr existieren zu wollen.
Die Ereignisse von Midnight Library spielen nach ihrem Suizid in einer interdimensionalen Bücherei, in der die Bücher ihrer ungelebten Leben stehen.
Natürlich gibt es eine halb gruselige, halb aufbauende Bibliothekarin, die Nora durch ihre möglichen Leben aus anderen Dimensionen führt. Natürlich ist sie in einem dieser Leben ein Rockstar und in einem anderen eine Polarforscherin.
Nichts an diesem Buch, von der Prämisse mal abgesehen, die Sci-Fi Fans allerdings auch nicht neu vorkommen wird, ist überraschend.
Trotzdem fand ich es lesenswert und angenehm lebensbejahend. The Midnight Library war etwas zu vorhersehbar, hat das Altbekannte aber so gut verpackt, dass es ein lesenswertes Buch ergab.
Damals, als ich mit 15 das erste Mal die Ereignisse um den Feuerkelch verfolgte, war das Trimagische Turnier für mich der Höhepunkt dieses Buches. Irgendwie fand ich die Vorstellung total faszinierend, dass so gefährliche Spiele in einer Schule stattfinden könnten. Dass es neben Hogwarts noch andere Schulen für Zauberei gibt, hat meinen präpubertären Verstand geblowed.
Dieses Mal war ich davon begeistert, dass so viel Zeit des Buches außerhalb der Schule verbracht wird. Harrys Visionen in Voldemorts Leben, die Quidditch Weltmeisterschaft, die ganzen historischen Ereignisse, die sich jetzt auf das Geschehen in der Schule niederschlagen. Da steckt so viel drin, was ich damals als egale Füller-Infos abgetan hatte. Ich wollte mehr Drachen und Meermenschen und Abenteuer.
Neben den Büchern schaue ich auch die Filme gerade zum zweiten Mal. Einige sind wirklich gut, andere sind überraschend schlecht. Der Film zum vierten Teil bildet den traurigen, invertierten Höhepunkt. Alles wirkt billig und peinlich. Hogwarts ist eine schmuddelige Ruine und zu jeder Gelegenheit spielt eine miese Blaskapelle. Faszinierend, wie man ein Buch dieser Qualität so sehr cinematisch ruinieren kann.
Ein Werk aus der Reihe "Bücher, die man so oft irgendwo sieht, dass man sie endlich gelesen haben will, damit man nicht mehr darüber nachdenken muss, ob man sie irgendwann lesen wollen würde".
Was als popwissenschaftliches Standardwerk zum Thema Schlaf gehandelt wird, ist auch ein Buch, das viel Kritik erfahren hat. Da ich keine Ahnung habe, aber auch nicht die Muße aufbringen kann, alles nachzuprüfen, was Matthew Walker über Schlaf und seine magischen Kräfte der Heilung schrieb, betrachte ich also einfach alles mit einer Messerspitze Salz.
Das Buch in kurz: Schlaf ist gut für das Gehirn. Eine Milliarde Studien und Tests haben alles ergeben, was in irgendeiner Form positiv war. Nichts war jemals schlecht. Schlaf ist toll.
Anfangs war ich noch interessiert genug, um aufmerksam zu lesen. Mein Schlaf ist zwar meistens gut genug, aber warum nicht mal an ihm arbeiten, wenn besserer Schlaf so endlos viele positive Aspekte mit sich bringt. Zum Ende hin war ich allerdings vom immer gleichen "Hier ist noch ein Aspekt, der durch Schlaf besser gemacht wird!" so gelangweilt, dass ich teilweise ganze Kapitel nur grob überflog.
Obwohl Walker am Anfang erwähnt, dass es für ihn eine große Ehre wäre, wenn man zur Lektüre von Why We Sleep einschläft, merkt man sich doch offenbar am besten, was man kurz vor dem Schlaf konsumierte, so glaube ich doch nicht, dass er mich auf diesem Level langweilen wollte. Schade.
Dieses Buch ist der Moment, in dem Harry Potter eigentlich erst so richtig anfängt. Wenn man es bis hierher geschafft hat, kann man die Serie eigentlich nicht mehr nicht mögen. Die Komplexität nimmt steil zu und man merkt langsam, dass es sich hierbei eindeutig nicht um klassische Kinderbücher handelt. Es sind lediglich Bücher, die auch von Kindern gelesen werden können.
Ich würde jede Wette eingehen, dass es fast keine Leute gibt, die es bis zum Ende des dritten Buches geschafft haben und dann nicht am Ausgang der übergreifenden Geschichte interessiert waren. Während die ersten beiden Bücher in der Lage waren auf eigenen Füßen zu stehen und keinen größeren Kontext erforderten, kommt mit Sirius Black im dritten Teil die Vergangenheit in die Gegenwart gekracht und man stellt plötzlich sehr viele Fragen.
Beine werden gebrochen, Kinder verschleppt, Intrigen aufgedeckt, die die ganze Zeit unbemerkt unter der Nase des Lesers stattfanden. Was für eine Geschichte! Was für Twists! Ein frühes Highlight der Harry Potter Saga.
Wie erwähnt lese ich die ganzen Harry Potter Bücher das erste Mal auf Englisch, nachdem ich sie mit 11-14 auf Deutsch las. Was mir dabei auffällig ist, dass die deutsche Übersetzung zwar in Ordnung war, aber der Englischen in einigem nachsteht. Ich wusste nicht, dass Rowling so viele Wortspiele benutzt! "Knockturn Alley"! I get it! "Nokturngasse" brannte sich zwar in meine Erinnerung, hat aber nur halb so viel Charme.
In diesem Buch fiel mir das erste Mal so richtig auf, wie Rowling winzige Spuren legt, teilweise in Wegwerf-Nebensätzen, die später noch zu wichtigen Ereignissen führen. Ein "Oh! Wow!" entfuhr mir, als alle am Anfang in einem großen Tohuwabohu The Burrow verlassen und vier Mal umgekehrt werden musste, weil jemand was vergessen hat. Unter anderem Ginny. Ihr Tagebuch. Wäre das nicht passiert, hätte die gesamte Handlung des Buches nicht stattfinden können. So ein Detail! So genial!
Die ersten beiden Bücher sind natürlich insgesamt noch sehr seicht. Charaktere werden eingeführt, die Welt wird geschliffen, das Fundament wird gelegt. Niemand stirbt. Trotzdem hat man sich im ersten Buch schon so sehr in die Welt eingefunden, dass sich das zweite Bereits anfühlt als würde man nach Hause kommen.
Man bekommt außerdem die ersten Informationen zu Voldemorts Backstory, die dann erst im sechsten Buch weiter aufgegriffen wird. Damals, als Teenager, lag so viel Zeit zwischen den Büchern, dass ich all diese Zusammenhänge nicht wirklich wertschätzen konnte. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich dieses Mal mehr Spaß an den Büchern habe, als damals. Und mit 12 habe ich sie bereits geliebt.
Dabei hilft auch, dass ich massig Details vergessen hatte und diese mir gerade fast am meisten Freude bereiten.
Wenig Bücher habe ich so oft versucht zu konsumieren wie Leviathan Wakes. Zuerst in Papierform, was scheiterte, weil ich den Anfang langweilig fand. Dann als Hörbuch während einer fast vierstündigen Wurzelbehandlung (totaler Geheimtipp, übrigens. Einfach Podcasts und Hörbücher bei unangenehmen Zahnarztbesuchen hören) und dann noch mal als Buch. Selbst die TV-Serie habe ich im ersten Anlauf nicht gemocht.
Weil aber alle immer so begeistert vom Buch sind, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen es doch noch mögen zu lernen. Letztendlich habe ich es geschafft. Kostete mich knapp 100 Seiten und einen Mix aus Buch und Hörbuch, aber dann war ich drin und gut unterhalten.
Grob zusammengefasst geht es um eine Gruppe von Personen, die vom Schicksal zusammengewürfelt aus verschiedensten Ecken des menschlichen Universums zusammenkommen um die Menschheit vor ihrer Habgier zu schützen. Und nebenbei auch noch vor einem außerirdischen Material, von dem man noch nicht so ganz weiß, was es alles kann.
Leviathan Wakes scheint der Auftakt einer Space-Opera zu sein, die sich nicht schämen muss. Unterschiedlichste Charaktere, kreative Schauplätze und Herausforderungen, die sich stark von denen anderer Bücher dieser Art unterscheiden. Hat mir gefallen. Es gibt nur einen kleinen Abzug für den holprigen Anfang.
Mir gefällt Sci-Fi besonders gut, wenn die Realität der Geschichte nicht total weit von unserer aktuellen entfernt ist, aber trotzdem genug Mysterien beinhaltet, dass man gerne darüber nachdenkt, was sie für Auswirkungen auf das eigene Leben haben könnten.
Die The Protectorate Reihe hat das sehr gut gehandhabt. Jedes Buch erweitert das Mysterium sowohl um Antworten als auch um weitere Fragen. Die Geschichte bewegt sich in expandierenden Kreisen um ein zentrales Thema, das erst im dritten Teil eine Auflösung findet.
Und was für eine Auflösung das ist! Die ersten beiden Teile haben mir gefallen, weil sie relativ bodenständig die Erlebnisse diverser (Doppeldeutigkeit nicht zufällig. Die Geschichte ist recht woke.) Charaktere wiedergaben, die in einer nachvollziehbaren Welt stattfinden. Das nimmt aber mit dem großen Ender der Trilogie ein Ende und alles wird recht abgefahren.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich zum Ende dieser Reihe so begeistert von der ganzen Reise sein werde, bin aber froh zu verkünden, dass es sich hierbei für mich um eine ganz großartige Trilogie handelt, die mich sehr gut unterhalten hat.
Harry Potter! In 2021! Nicht unbedingt ein Geheimtipp und mittlerweile vielleicht sogar eine edgy Form der Unterhaltung, muss man doch jetzt lange Diskussionen darüber führen, ob man Autorin von Werk trennen kann, bevor man zugibt, dass man die Geschichten liebt.
Das spare ich mir an dieser Stelle und gebe zu, dass ich zur Generation gehöre, die gerne von sich behauptet, dass sie immer im gleichen Alter wie Harry war, als die Bücher rauskamen. Dementsprechend intensiv gebrandmarkt wurde ich durch die Anwesenheit der Reihe in meinem Leben. Trotzdem, wie ich kürzlich schockiert feststellte, habe ich die Bücher nur zwei Mal gelesen. Beide Male auf Deutsch und als Teenager.
Während ich diese Zeilen zum Ersten der sieben Bücher (Sieben. Wir beachten den Unfall nicht, den das Buch zum Theaterstück darstellt, das einen vermeintlichen achten Teil ergeben sollte) schreibe, bin ich eigentlich schon mit allen sieben Teilen fertig. Weil in 2021 niemand mehr neue Gedanken zu Harry Potter hat, nutze ich also die Beiträge zu diesen Büchern, um ein paar mehr oder weniger unzusammenhängende Gedanken zu den einzelnen Büchern festzuhalten. Wie in einem Lesetagebuch. Die hat man auch nie geführt, während man die Bücher las, sondern erst später nachgetragen.
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Eigentlich hatte ich erwartet, dass das erste Buch erheblich stärker an ein Kinderbuch erinnern würde. Die Charaktere sind 11. Ich war 11, als ich es das erste Mal las. Allerdings war ich mit meinen jetzt 32 Jahren nicht schlecht unterhalten. Ja, das Englisch ist merklich simpler als in den kommenden Büchern, aber auch nicht anspruchsloser als einige der Sci-Fi Bücher, die ich sonst so lese. Wobei ich das nicht zu laut schreiben sollte, weil eine Freundin von mir heimlich seit Jahren die These vertritt, dass das gesamte Genre Science-Fiction der Jugendliteratur zugeordnet werden sollte. Sie würde das allerdings abstreiten, wenn man sie fragt.
Harry Potter and the Philosopher's Stone ist das Buch, was mir noch am besten in Erinnerung war. Es ist mit seinen knapp über 300 Seiten auch kein wirklich ausschweifendes Werk. Trotzdem fand ich sehr, sehr, sehr beeindruckend, wie viele später aufkommende Themen in diesem Buch schon Anklang finden. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass sehr viel von Beginn an geplant war oder später geschickt aufgegriffen und in die größere Geschichte eingebaut wurde, aber das Ergebnis weiß zu überzeugen.
Was ich Rowling hoch anrechne, ist ihre einzigartige Fähigkeit des World-Buildings. Die gesamte Welt fühlt sich lebendig an. Mit gar nicht so vielen Worten entstehen die intensivsten Bilder, die ich jemals in einer Buchreihe im Kopf hatte. Teilweise so sehr, dass ich nach meinen Lese-Sessions nachts den Tetris-Effekt mit Harry Potter Situationen habe.
Nach dem Lesen des ersten Buches wusste ich schon, dass ich die Reihe nach dem siebten wieder schmerzlich vermissen werde. Ich hatte recht.
The War of Art ist so ein Buch, das in einer ganz bestimmten Bubble aus selbstkritischen Kreativen gerne mal als Geheimtipp erwähnt, wenn es darum geht, Selbstzweifel zu überwinden.
Steven Pressfield scheint eine Person mit einer starken Meinung zu sein und sich nicht zu scheuen, diese zu Papier zu bringen. Leider gleitet sein Versuch, ein Werk zu schaffen, das Leute motiviert zu kreieren, zum Ende hin in religiöses und merkwürdig spirituelles Geschwafel ab.
Der Schreibstil ist der eines fragwürdigen, sich selbst hassenden Selbsthilfe-Gurus, dessen Tough-Love Herangehensweise einen mitreißen soll, bei mir aber nur für intensives Augenrollen gesorgt hat.
Irgendwo zwischen dem Schwachsinn sind einige kleine Nuggets der Weisheit versteckt. Man muss sich aber nicht durch den restlichen Müll arbeiten, um diese zu erhalten.
Nachdem ich relativ hart von Originals abgeprallt bin, hatte ich eigentlich vor, nicht mehr so schnell ein Buch von Adam M. Grant zu lesen. Zum Glück habe ich, angeregt durch einen guten Artikel, der von ihm irgendwo veröffentlich wurde, again gethunkt und Think Again gelesen. Instant Allzeit-Favorit!
Sehr passend zu meiner Lektüre von Atomic Habits, in der mir der Identitätsaspekt besonders gut gefiel, fokussiert sich Think Again ganz besonders auf dieses Thema.
Grant beginnt das Buch damit ein System einzuführen, das die verschiedenen Positionen beschreibt, die eine Person in einer Diskussion mit anderen oder sich selbst einnehmen kann. Ob man in einem Modus ist, in dem man eine Idee verkaufen will (Preacher), die dazu führt, dass man anderen nicht mehr genug zuhört, oder in einem Modus, der darauf abzielt, die Ideen des Gegenübers zu attackieren (Prosecutor) oder in einem, der nur darauf erpicht ist, die Zustimmung des Gegenübers zu bekommen, aber Ehrlichkeit Nebensache sein lässt (Politican).
Was Grant stattdessen empfiehlt, ist das Mindset eines Scientists, jemand, der Wahrheiten finden möchte, indem er die wissenschaftliche Methode an Gedanken ansetzt.
Es wird niemanden überraschen, dass dieser Ansatz mir sehr gut gefällt. Als jemand, der oft halb-scherzhaft von Leuten als Roboter bezeichnet wird, weil ich versuche, die Welt auf eine Scientist-Weise zu betrachten, fühlte ich mich durch Think Again sehr gesehen.
Grant klammert alles an die Identität. Leute, die etwas zu stark an falschen Meinungen festhalten, tun dies, weil sie sich als eine Person sehen, die diese Meinung vertritt. Social Media Echo Chambers unterstützen den Effekt, weil Menschen sich zu einer Gruppe zugehörig fühlen wollen. Die eigene Identität ist dann irgendwann die einer Person, die der Meinung ist, dass die Welt eine Scheibe darstellt, dass Impfungen nichts bringen oder QAnon existiert. Diese Leute umgeben sich immer mehr mit Leuten, die die gleichen Ansichten haben, und plötzlich ist die Meinung an die Identität gebunden, und jedes Herausfordern dieser vermeintlichen Wahrheit ist ein Angriff an die Persönlichkeit einer Person.
Man merkt schon, dass dieses Buch aktueller nicht sein könnte. Think Again gehört für mich auf jeden Fall auf den "Muss man gelesen haben" Stapel.
Ich mag nicht an mir, dass ich eine inhärente, unbegründete Antipathie gegen sehr beliebte Sachen habe. Mittlerweile bin ich sehr gut darin, sie zu erkennen und nicht groß zu beachten. Dass ich Atomic Habits erst so spät gelesen habe, war allerdings dieser idiotischen Antipathie zu verdanken.
Irgendwie dachte ich deswegen vorher, dass das Buch nicht viel mehr bieten kann, als einem zu sagen, dass man halt die Dinge, die man regelmäßig machen möchte, in kleinen Maßen beginnen soll und sich dann über den kumulativen Effekt freuen kann. Das ist auch ein wichtiger Teil des Buches. Weil Atomic Habits aber ein gutes Buch ist, bleibt es nicht dabei. James Clear argumentiert einem, ähnlich wie Cal Newport, die Sinnhaftigkeit dieser Herangehensweise so klar, dass es einem schwer fällt sie nicht zu verstehen und für gut zu befinden.
Was mir persönlich am meisten brachte, war Clears Bezug zur eigenen Identität: Man wird, was man sein will, indem man sich nicht nur vornimmt, so zu werden, sondern sich als eine Person versteht, die schon so ist. "Ich bin eine Person, die jeden Tag Zahnseide benutzt", statt "Ich würde gerne jeden Tag Zahnseide benutzen". Ersteres steigert die Fallhöhe so sehr, dass man eher geneigt ist den Aufwand zu investieren.
Das Buch hat bei mir nicht sehr intensiv eingeschlagen, weil ich vieles von dem, was es einem beibringen möchte, schon machte. Das macht es aber nicht zu einem schlechteren Buch. Wer einen inspirierenden theoretischen Unterbau für seine Habit-Vorhaben braucht, ist mit diesem Buch gut beraten.
Es ist fragwürdig, ob Heaven's River tatsächlich als der vierte Teil der Bobiverse Saga zählen sollte.
Ein Klon von Bob, der sich im ersten Buch von der restlichen Gruppe absetzte, stößt auf eine andere Zivilisation (Grundsätzlich kann man sagen, dass es sich um kluge Biber handelt), deren aktueller Existenzzustand mehr Fragen als antworten liefert.
Weil ein daraufhin zusammengestelltes Team aus Bob-Klonen wittert, dass bei der Sache nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann, schleusen sie sich in Form von Biber-Robotern (lange Geschichte) in die Zivilisation ein und arbeiten daran, das Mysterium zu lösen.
Viel SciFi ist in diesem Teil der Geschichte nicht mehr zu finden. Stattdessen bekommt man viel von der Kultur einer fiktiven Lebensform mit, was immerhin ganz nett war, mich aber nicht vom Hocker gehauen hat.
Ganz nebenbei, im Hintergrund des Buches, wird von einem Aufstand innerhalb des Bobiverses (so nennt sie die riesige Gruppe an Bob-Klonen) erzählt, der allerdings so nebensächlich abgefrühstückt wird, dass es mich etwas unzufrieden zurückließ.
Im dritten Teil der Bobiverse-Saga geht es um die sprichwörtliche Wurst. Eigentlich nicht, weil Bob und seine Klone nicht mehr essen müssen, aber dahingehend, dass das Universum vor einer schier unlösbaren Bedrohung steht, schon.
Eine andere, erheblich weiter entwickelte Lebensform verschlingt ganze Planetensysteme um ihre Heimatwelt mit einer Dyson-Sphere auszustatten. Das wäre kein Problem, würden damit nicht die, von den Bobs innerhalb der letzten 100 Jahre aufgebauten, menschlichen Kolonien bedroht werden.
Es gibt weiterhin die Sekundärgefahr der brasilianischen Sonden, die im ersten Buch ebenfalls von der Erde losgeschickt worden sind. Eine weitere Gruppe replizierender Raumschiffe, die allerdings, im direkten Vergleich zu einer Alien-Übermacht, merkwürdig irrelevant sind, obwohl sie so viel Platz im Buch einnehmen.
Hat dem Spaß an All These Worlds allerdings keinen Abbruch getan.
Nachdem Bob in Teil 1 der Bobiverse Reihe sein Leben nach dem Tod als Ersatz für eine KI in Form einer Sonde gefunden hat, die sich selbst replizieren kann, geht es im zweiten Teil um nichts anderes als das Retten der Menschheit.
Die Erde ist dahin, 99 % der Menschen sind ausgestorben und Bob macht es sich, zusammen mit seinen Klonen, zur Aufgabe nicht nur die restliche Menschheit zu retten, sondern auch etwaigen Zivilisationen zu helfen, die auf anderen Planeten leben.
For We Are Many ist ein guter zweiter Teil, der seinen Fokus auf interessante Weise auf mehrere große Themen lenkt, die im Detail beleuchtet werden (Zum Beispiel: Was, wenn einer der Bobs Gott für eine andere Zivilisation spielt?) und zum Ende hin alle zusammenfinden.
Kurzweilig, kreativ und lesenswert. Unterhaltungs-SciFi wie es, wait for it, im Buche steht. Ha!
Was würde passieren, wenn heutzutage ein reicher Tech-Milliardär-Nerd plötzlich vom Bus überfahren wird und stirbt, aber vorher dafür gesorgt hat, dass sein Körper und Bewusstsein auf eine vielleicht in der Zukunft funktionierende Cryo-Weise erhalten bleiben sollen?
Das ist die Prämisse von We Are Legion (We Are Bob).
Langweilig wäre, würde das Ergebnis der Angelegenheit sein, dass der Protagonist (Bob) einfach ein paar hundert Jahre später aufwachen würde und plötzlich mit seinem Körper und Bewusstsein in der Zukunft leben müsste. Das hat man schon zu oft gelesen.
Was stattdessen passiert und keine Angst, das ist kein relevanter Spoiler: Die Welt hat sich zugrunde gerichtet und es gibt für die Menschheit nur noch die Chance im Weltall zu überleben. Elon Musk, den es in den Büchern nicht gibt, sie aber sicher gerne lesen würde, reibt sich die Hände.
Die verschiedenen, gegeneinander Krieg führenden Fraktionen der Erde schicken selbst replizierende Sonden ins Weltall, die eigentlich von AI betrieben werden sollten, bis man auf eine bessere Idee kam: Das Bewusstsein echter Menschen.
So landet Bob also in dem fliegenden Space-3D-Drucker, der von dem ins All geschossen wird, was von den Vereinigten Staaten übrig ist. (Spoiler: Ein hart konservativer, christlicher Gottesstaat.) Er hat zwar keinen Körper mehr, dafür aber das gesamte Weltall als Spielplatz und alle Zeit der Welt.
Das nenne ich mal einen kreativen Rahmen für eine SciFi-Geschichte!
Gespickt mit vielen popkulturellen Nerd-Referenzen und philosophischen Fragen (Wer sind die Duplikate, die Bob von sich macht? Wie viel Verantwortung haben die Bobs der verbleibenden Menschheit gegenüber?) beginnt auf diese Weise die Reise, die sich über drei weitere Bücher strecken wird.
Dieses erste Buch beschäftigt sich in erster Linie mit dem Problem der Sonden, die von den anderen Ländern ins All geschickt wurden. In der Agenda für die Übermacht im Weltall ist kein Platz für zwei Staaten. Blöd nur, dass Bob in seinem vorherigen Leben Pazifist war.
Mir hat die grundlegende Neuartigkeit der Prämisse so gut gefallen, dass ich alle vier Bücher innerhalb kürzester Zeit las. Dieses erste ist vielleicht das beste, wenn auch kein Meisterwerk. Sehr kurzweilig und unterhaltsam war es allemal. Eine Empfehlung meinerseits!
The Bird Way von Jennifer Ackerman ist für mich das perfekte Sachbuch und schafft, was ich mir hier von einem Buch über Schafe wünschte: Einen Einblick in ein Themengebiet, von dem man vorher keine Ahnung hatte und danach ganz fasziniert von all den fantastischen Tatsachen ist, die dieses Themengebiet zu bieten hat.
In The Bird Way (Was hoffentlich keine Referenz an "The Third Way" ist, aber seit ich das dachte, kann ich den Titel kaum noch anders interpretieren) macht Ackerman das für Vögel. Wie bei einer guten Folge Radiolab denkt man zuerst, dass es sich dabei nicht um einen spannenden Themenbereich handeln kann, ist dann aber von Anfang bis Ende davon begeistert, wie unglaublich viele superspannende Dinge im Reich der Vögel passieren.
Wenn man auch nur denkt, dass man leichtes Interesse für dieses Thema aufbringen kann, wird einem mit The Bird Way hervorragende Unterhaltung geboten. Am Ende kommt ein Ornithologe zur Sprache, der nur halb witzig gemeint erwähnt, dass er davon überzeugt ist, dass die Familie der Krähen nur 1-2 Evolutionsstufen davon entfernt sei, die klügste Lebensform auf dem Planeten zu sein. Das Verrückte: Nach dem Lesen dieses Buches stimme ich ihm zu.
Riesige Empfehlung. Musste noch Wochen später an das Buch denken und es hat meine Sicht auf Vögel nachhaltig verändert.
Dass ich gerne SciFi lese ist für echte Fans keine Überraschung. Seit einiger Zeit versuche ich ein Augenmerk auf SciFi zu legen, das sich nicht primär um weiße Amerikaner dreht. The Lesson war eines der Bücher, auf denen mein Augenmerk landete. Leider enttäuschte es mich ein wenig.
Die grundsätzliche Prämisse war nicht schlecht. Aliens landen, Leute sind panisch, blabla, immer das gleiche. Aber was, wenn die Aliens in der Lage sind die Form von Menschen anzunehmen, damit sie wenige erschreckend sind und seit Jahrhunderten Menschheit studierten und dementsprechend bereits in der Lage sind zu kommunizieren und anfangen unter Menschen zu leben?
Wie das ganze in einem kleineren Inselstaat in den U.S. Virgin Islands vonstatten geht und was die Aliens versuchen zu erreichen, wird in The Lesson leider nur so indirekt behandelt, dass ich nur bedingt Spaß am Lesen hatte. Das liegt nicht an der vermeintlichen Inkompetenz Turnbulls, sondern an einem bewusst gewählten Stilmitte: Die Geschichte legt den Fokus nicht auf die Aliens, sondern die Menschen. Was geschieht mit dem alkoholkranken Familienvater, wenn eine Situation dieser Art eintritt? Wie ergeht es dem Enkel, der bei seiner Großmutter lebt, weil seine Eltern starben? Wie verändert sich die Welt für die Nachbarstochter der Großmutter, die in den Enkel verliebt ist?
Ein neuartiger und kreativer Ansatz, der mir leider nicht viel Freude bereitete.
Mir macht es besonders viel Freude, wenn ein Buch meinen Blick auf ein ganzes Themengebiet verändern kann. Sowas wie Weltmacht auf Sechs Beinen lässt einen für immer anders über Ameisen nachdenken.
Also dachte ich mir, dass ich das auch für Schafe will. Mein Gefühl war, dass Schafe irgendwie langweilig wirken, aber sicher viele spannende schafbezogene Fakten in der Welt herumschwirren, als ich A Short History of the World According to Sheep in die Hand nahm und letztendlich kaufte.
Pustekuchen! Der bessere Titel dieses Buches wäre "A Short History of Wool". Es geht nicht um Schafe. Nicht annähernd. Nur um ihre Abwürfe und das, was aus ihnen gemacht wurde.
Versteht mich nicht falsch, ich empfinde meine oben erklärte Affinität für zufällig gewählte Themenfelder, von denen man keine Ahnung hat, auch für Gegenstände. Ein gutes Buch über Wolle würde mich also auch freuen. Aber abgesehen davon, dass dieses Buch mich mit seinem Titel hinters Licht führte, gibt es offenbar nicht sonderlich viele wirklich interessante Fakten zu Wolle. Schade.
Auf wenig Bücher habe ich mich im Vorfeld so sehr gefreut, wie auf das The Martian Nachfolgewerk von Andy Weir. Kein Wunder also, dass ich diese knapp 500 Seiten innerhalb von zwei Tagen verschlang und danach deprimiert war, dass es keine weiteren 500 Seiten mit sich brachte.
Diese SciFi-Geschichte hat alles, was ich von einem Buch dieser Art erwarte: Humor, spannende Ideen und Herausforderungen und kurzweilige Dialoge, in denen einem Semi-Pseudeo-Science so erklärt wird, dass sie logisch klingt und man vielleicht sogar noch ein paar tatsächliche Sachen lernt.
Der Plot klingt zuerst recht generisch: Unsere Sonne ist in Gefahr und die Erde droht zu sterben, weil sehr schnell nicht mehr genug Sonnenlicht vorhanden sein wird. Sobald aber klar wird, dass die Sonne stirbt, weil ein Weltall-Plankton sie frisst, merkt man bereits, dass das hier nicht das übliche "Aliens böse" Geplänkel wird, das man von vielen anderen Science Fiction Büchern kennt.
Im Zuge des Lebens habe ich mehrfach pausiert und "Oh wow, das ist so cool!" Ausrufe von mir gelassen. Immer wenn man dachte, dass jetzt keine wirklich bahnbrechende Angelegenheit mehr kommen kann, packt Weir noch eine aus. Ich musste sogar mehrfach laut lachen. Fantastisch.
Wenn man The Martian mochte, wird man Project Hail Mary ebenfalls mögen, sofern man nicht erwartet, dass Weir völlig mit seinem Stil bricht. Sein Stil ist erkennbar und ich persönlich habe mich darüber gefreut, dass ich mehr von der guten Unterhaltung bekam, die The Martian mich hat erwarten lassen.
Wenn zu diesem Buch nicht ebenfalls ein Film gemacht wird, verklage ich Hollywood.
Mir gefallen übermäßig kreative Konzepte meistens nicht besonders gut, weil Makel umso intensiver auffallen. Piranesi hatte eine echte Chance von mir gehasst zu werden, stattdessen habe ich es, trotz seines übermäßig kreativen Konzepts, geliebt.
Das Problem an diesem Buch ist, dass man die beste Leseerfahrung hat, wenn man sich einfach darauf einlässt, ohne vorher etwas darüber erfahren zu haben. So las ich es, weil man mir das Buch entsprechend empfahl und so möchte ich es weitergeben.
Dinge, die ich verraten kann: Es lässt einem mit vielen Bildern und Fragen zurück, beantwortet aber genug um nicht unbefriedigend zu sein. Nur noch eine Sache: Es geht nicht, wie es das Cover vermuten lassen könnte, um Fantasie-Kreaturen. Diese Vermutung hat mich lange vom Lesen abgehalten und ich war froh, dass meine Annahme falsch war.
Kaufen. Lesen. Genießen. Sind auch nur 250 Seiten.
Was für ein Buch! Was für ein Typ! Als versierter „Book by the Cover“ Judger, nahm ich The Invention of Nature: The Adventures of Alexander von Humboldt im Buchladen in die Hand, weil ich es hübsch fand, war dann aber vom Klappentext nicht sehr begeistert, weil „Was weiß ich schon über Humboldt, vermutlich so ein alter Sexist und Rassist, der zufällig am richtigen Ort war“ mein erster Gedanke war.
Natürlich kaufte ich es dann, weil mir der „Was weiß ich schon“ und „Vermutlich“ Teil meines Gedankens nicht gefiel und ausgemerzt werden musste.
Großartig! Eine Biografie über Humboldt, die sich liest, als wäre es ein Sachbuch-Abenteuerroman. Was für ein Typ! Was für ein Leben! Offenbar kein Sexist, ganz im Gegenteil. Auch das Gegenteil eines Rassisten. Wie beruhigend für alles, was nach ihm benannt wurde!
Sehr, sehr lesenswert. Bin sehr beeindruckt von der Person Alexander von Humboldts als auch vom Buch selbst. Kurzweilig, gespickt mit spannenden Informationen und Exkursen zu anderen wichtigen Leuten (Napoleon! Darwin! Jefferson!) und sehr bereichernd, wenn man, wie ich, keine Ahnung hat.
Meine Beziehung zu alten SciFi Büchern ist ambivalent. Mal gedanklich beeindruckend und spannend, mal stark überholt und nur noch als ganz witziges historisches Werk von Wert. Foundation ist beides in einem.
Die Geschichte ist fantastisch und gigantisch, spannt sich über hunderte Jahre und Generationen von Menschen, die sich in politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wiederfinden, die in der Größe beeindruckend sind.
Leider ist das Buch schrecklich langweilig – und wenn wir ehrlich sind, nicht besonders gut – geschrieben. Umso besser gefällt mir, dass bald alle Apple TV+ Serie rauskommen soll, die die Story aufgreift, aber hoffentlich den langweiligen Stil kompensieren wird.
Unrelated Fun Fact: Zu Wool, einer meiner Lieblingstrilogien, kommt vermutlich auch bald eine Apple TV+ Serie! Das wird ein Fest.
Wie auch immer. Foundation, als Buch, war nichts.
Ancillary Justice ist eines dieser Bücher, über die man ständig stolpert, wenn man SciFi mag und versucht die aktuell hochgelobten Bücher zu entdecken. Leider gefiel es mir nicht.
Vielleicht ist es der weiße, alte Mann in mir, aber Leckies Versuch ein Universum ohne sprachliches Geschlecht zu erschaffen, ging meiner Meinung nach schief. Ihr Ansatz hat zwei Ebenen: Es gibt Völker, in denen Geschlecht keine Rolle mehr spielt, aber auch welche, bei denen es eine Rolle spielt, aber unabhängig vom biologischen Geschlecht ist. Außerdem sprechen die Charaktere verschiedene Space-Sprachen (allerdings alle ins Englische übertragen), aber einige haben linguistische Geschlechtsformen, andere nicht. Das alles kombiniert führt zu einem Tohuwabohu, das dazu führte, dass ich einige Absätze drei Mal lesen musste, damit ich verstehe, wer sich auf wen beziehen könnte.
Ich verstehe und respektiere den Versuch, habe aber schon erheblich erfolgreichere Varianten von „Gender in Space“ gesehen. Velocity Weapon von Megan E. O’Keefe ist dahingehend erheblich angenehmer und nicht weniger woke.
Dass einer der Charaktere eine AI eines gigantischen Kriegsschiffes ist, die ursprünglich hunderte Menschenkörper steuerte, aber jetzt nur noch in einem einzigen Körper gefangen ist, hilft auch nicht.
Dazu kommt, dass Leckie offenbar kein Interesse an Spannung hat. Es ist ein Buch voller Dialoge, die sich wild aufeinander beziehen, aber so wirklich passieren tut nichts.
Es gefiel mir nicht, aber war sehr eigenartig. In beiden Auslegungen des Wortes. Auf die folgenden Teile der Serie werde ich verzichten.
Als ich vor einiger Zeit vor der Frage stand, ob ich mehr Personalverantwortung annehmen möchte, kaufte ich eine Handvoll Bücher, die sich grob um Management drehten. Einige davon las ich allerdings nie. In einer Buchmangel-Phase nahm ich mir Dare to Lead vor und… fand es schlimm.
Brené Brown ist sicherlich nicht grundlos eine sehr angesehene Person, die vielen Leuten mit ihrer Arbeit hilft. Dieses Buch ist allerdings nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Anekdoten aus ihrem Arbeitsleben und der ständig wiederholten, ach so amerikanischen Erkenntnis, dass man sich verletzlich machen muss, damit ein gutes Miteinander entstehen kann.
Der Schreibstil gefiel mir ebenfalls nicht, weil ich generell ungerne Bücher lese, die sich anfühlen, als würde jemand inspirierende LinkedIn-Einträge abdrucken. Dass selbst das Layout teilweise dafür optimiert ist, dass man die tollen Catchphrases und Trueisms abfotografieren und bei Instagram teilen kann, spricht ebenfalls für sich.
Zwei Sterne, weil ich vermutlich einfach die falsche Person für dieses Buch war. Es gibt Leute, die diesen Stil mögen und oft hören müssen, dass sie offen und ehrlich kommunizieren dürfen.
Es gibt viele Gründe dafür, dass ich schnell raus bin, wenn etwas auch nur ganz leicht nach Pseudo-Science riecht. Keine Handbreit dem Schwachsinn. Allerdings schafft James Nestor mit Breath, dass ich am Ende wirklich davon überzeugt war, dass die Medizin dem Komplex Atmung nicht genug Aufmerksamkeit schenkte.
In Deep, einem seiner vorherigen Bücher, hat Nestor Extremtaucher begleitet, die ohne Equipment nahezu ewig unter Wasser bleiben können. Darauf aufbauend ist Breath: Wenn Atmung bei diesen Tauchern eine für jeden trainierbare Fähigkeit ist, was kann sie sonst noch beeinflussen?
Ich fand das buch sehr(!) interessant. Teilweise leider etwas schwach, was wissenschaftliche Hintergründe angeht, was Nestor aber gut damit begründet, dass Atmung einfach ein im westlichen Raum missachteter Teil der Medizinhistorie ist. Er bringt aber genug und sehr breit gestreute Beispiele und Theorien an, dass ich letztendlich mit einem Gefühl von „Da kann was dran sein“ aus dem Buch ging.
Lesenswert und kurzweilig.
The Last Emperox ist das Ende der aus The Collapsing Empire und The Consuming Fire bestehenden Trilogie über eine Menschheit, die über weite Teile des Universums verteilt ist und seine Space-Autobahnen verliert.
Bei den ersten beiden Teilen dachte ich noch, dass es nur so langweilig ist, weil die Welt noch aufgebaut wird und gab ihnen in meiner Bewertung Pluspunkte, weil ich mich darauf freute, dass diese Arbeit sich letztendlich lohnen wird. Wenn jemand so viel World- und Characterbuilding betreibt, muss er einen großen Plan verfolgen.
Leider war dem nicht so und ich wäre überrascht, wenn ich mich in einem Jahr noch an große Teile der Geschichte erinnern könnte. Bisschen generisch. Florenz hat es ausführlicher aufgeschrieben und ist meiner Meinung.
Irgendwas an der Infrastruktur meines Buch-Nachschubs holperte und ich stand plötzlich ohne Lesestoff da. In einem Anflug von Verzweiflung, griff ich zu meinem alten Kindle Voyage und fand dieses ungelesene Buch darauf. Warum nicht mal lesen, dachte ich mir.
Hätte ich mir sparen können. Lose aneinandergereihte Anekdoten von erfolgreichen Leuten, die in irgendeiner Form etwas gemacht haben, das „original“ war. Jedes Kapitel fängt mit einer totaaal inspirierenden Geschichte zu einer neuen Person an, die im Rest des Kapitels grob in das übergreifende Themenkonstrukt gepresst wird.
Habe mir ein paar Sachen notiert, die ich interessant fand, aber insgesamt war das nichts.
Über The Obelisk Gate den zweiten Teil der Trilogie schrieb ich:
Ansonsten: Eine gute Fortführung der Geschichte. The Obelisk Gate hatte zwar einige Längen und völlig vorhersehbare Twists, aber hat mir Lust auf Teil 3 gemacht. Ich hoffe sehr, dass die Geschichte zu einem unterhaltsamen Ende gebracht werden kann.
Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht und ich kann diese Buchreihe, die sowieso schon alle relevanten Preise abgeräumt hat, empfehlen.
Das merkwürdige Gefühl von „Ist das SciFi oder Fantasy“ wird in diesem Teil auf die Spitze getrieben und man bekommt genügend Antworten auf alle drängenden Fragen. Es gibt einige Szenen und Themen, die ich gekürzt hätte, aber nachdem ich las, dass die Autorin mit dieser Reihe den Verlust ihrer Mutter verarbeitet hat, ergaben diese auch Sinn.
Gut geschriebene Bücher über Themen, von denen ich gar keine Ahnung und an denen ich kein intrinsisches Interesse habe, sind mir die liebsten. Wenn jemand mit viel Wissen voller Begeisterung von etwas berichtet, das für mich eine ganz neue Welt eröffnet, bin ich direkt ganz Ohr und plötzlich sehr interessiert.
Ameisen! Faszinierend! Wer hätte das Gedacht. Klar, jeder kennt Koriander-Fakten wie „Ameisen können ein vielfaches ihres Gewichts tragen“, die erst total nischig und faszinierend klingen, aber letztendlich doch etwas sind, das jeder weiß.
Dieses Buch ist gefüllt mit anderen, übermäßig interessanten, Informationen über Ameisen und ist dabei auch noch kurzweilig geschrieben. Es gefiel mir sehr gut. Kein Das Evangelium der Aale, aber trotzdem toll.
Als Cal Newport Ultra habe ich sein neues Buch natürlich vorbestellt, als es angekündigt wurde. Dann entschied ich irgendwann, dass ich es nicht kaufen oder lesen möchte, weil ich eigentlich gar kein Problem mit E-Mail habe: Bekomme keine und wenn doch, beantworte ich sie meistens nicht, weil ich es wochenlang vergesse. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits vergessen, dass ich es vorbestellte und es erschien irgendwann in Form eines Pakets an meiner Wohnungstür.
Es ist ein gutes Buch. Der Titel ist allerdings wieder mehr Marketing, als den eigentlichen Inhalt beschreibend. Newport beschreibt den „Hyperactive Hive Mind Workflow“, in dem jeder möglichst schnell alles kommuniziert und dementsprechend in Büros eine Dynamik eintritt, in der jeder gestresst, unkonzentriert und dauerkommunizierend ist. Das betrifft nicht nur E-Mail, sondern auch Slack und jede andere Form von „fire and forget“ Kommunikation. Geringer Aufwand in der Kommunikationsart führt zu geringer Hemmschwelle jemanden anzusprechen, führt zu mehr Unterbrechungen und schlechterer Arbeit, die länger dauert.
Es liegt auf der Hand, dass darunter viele Leute leiden. Ich allerdings meistens nicht, weswegen mein ursprünglicher Plan es nicht lesen zu wollen, der richtige gewesen wäre. Für alle, die in irgendeiner Form denken, dass sie unter dem Hyperactive Hive Mind Workflow leiden könnten, empfehle ich es allerdings stark. Newport macht, was er immer macht: Ein Argument so gut argumentiert und mit nötigen Hintergrundinformationen ausgestattet formulieren, dass man letztendlich eigentlich nur noch zustimmen kann.
Ein gutes Buch. Kein Buch für mich.
Meinen unterschwelligen, misanthropischen Tendenzen wurde nicht geholfen, als ich vor einigen Wochen sah, dass die Pandemie eigentlich kein Problem wäre, würden einfach alle Masken tragen und lüften. ZEIT Online hat irgendwo eine Seite, auf der man interaktiv und multimedial alle Vorzüge des Cyberspace nutzen konnte um zu sehen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung in verschiedenen Szenarien ist. Das Ergebnis: Eigentlich reichen geöffnete Fenster und Masken, damit nichts passiert.
Das hat mich schockiert. Es ist schwer mich zu schockieren, wenn es um die Abgründe der Menschheit geht, aber seit ich das sah, denke ich jeden Tag mehrfach daran. Wir müssten nur lüften und Masken tragen. Schaffen Leute offenbar nicht. Jeder hat seine kleinen Ausreden für Ausnahmen und das Ergebnis ist eine weiterhin anhaltende Pandemie.
Weil ich schon seit einigen Jahren daran zweifle, dass die Menschheit das Klimawandel-Problem in den Griff bekommt, dachte ich mir, dass ein bisschen realistischer Optimismus helfen könnte. Das Buch von Gates sollte mir dabei helfen.
Es ist super. Voll mein Ding. Genau wie Hans Roslings Factfulness, betrachtet How to Avoid A Climate Disaster alles aus einer realistischen Sichtweise. Gates, natürlich Kapitalist, betreibt dabei keine Augenwischerei und macht klar, dass es insgesamt drei Pfeiler gibt, auf denen wir aufbauen müssen:
Das ergibt auch alles Sinn und er malt für jeden wichtigen Bereich Lösungen und Hoffnungen auf, erklärt für mich aber insgesamt nur sehr detailliert, wie unendlich schwierig das alles sein wird.
Sehr, sehr lesenswert. Hat meinen Optimismus allerdings weiter reduziert.
Der erste Teil der The Interdependency Saga gefiel mir bereits gut und machte Lust auf mehr. Der zweite Teil gefiel mir wieder gut und machte Lust auf mehr.
Beide bekommen einen leichten Abzug, weil sie ein bisschen unfertig wirken. Als wäre die Trilogie eigentlich ein dickes Buch, das relativ willkürlich in drei Teile geteilt wurde. Nicht schlimm, besonders weil alle drei Teile verfügbar sind, aber merklich anders, als in anderen Trilogien.
So! Ein! Gutes! Buch! Habe es richtig genossen. Die griechischen Mythen kamen bisher nur als grob diffundiertes Wissen bei mir an und irgendwie konnte ich nie die Muße aufbringen, mich so richtig mit ihnen zu beschäftigen. Alte Sprache lesen bereitet mir wenig Freude.
Stephen Fry, in seinem bekannten Humor, setzt die Mythen in einen logischen Kontext, versieht sie mit guten Witzen, sehr interessanten Verbindungen zur Neuzeit und unserer Sprache und zeigt, wie die Geschichten eigentlich das MCU von damals waren. Seit ich das Buch las, muss ich andauernd an einige der griechischen Götter und die um sie rankenden Geschichten denken. Mag sehr, wenn ein Buch einen so viel im normalen Leben begleitet.
Fantastisch. Kann es nicht erwarten die zwei anderen Bücher aus dieser Reihe zu lesen.
Kein einziges Buch einer Person, die ihre Flucht vor den Nazis und den Aufenthalt in einem der Konzentrationslager beschreibt, ist nicht lesenswert. Auch dieses ist eines, das man gelesen haben sollte. Jeder trägt eine Verantwort die Kollektivschuld unseres Volkes zu verstehen und weiterzutragen. Bücher wie dieses sind eines der besten Mittel um zu verstehen, was mit Menschen damals gemacht wurde.
Ich fand besonders interessant, dass Margot Friedlanders Überleben kein klarer Weg von Gefahr zu Versteck zu Sicherheit war. Sie stolpert von einer Station zur nächsten und ist jedes Mal auf das Erbarmen irgendwelcher fremder Leute angewiesen. Das sie häufig fand, wenn auch oft Verbunden mit Erwartungen, oder einer Frist.
Ein sehr trauriger Einblick in eine schlimme Zeit.
Wenn man im richtigen Alter ist und in die falschen Richtungen horcht, bekommt man immer wieder mit, dass Kapitalismus als Gesamtkonzept von Leuten so stark kritisiert wird, dass sie fordern ihn ganz loszuwerden. Kam mir schon immer merkwürdig vor, aber irgendwann hört man etwas oft genug, dass das kollektive Gaslighting Wirkung zeigt.
Weil ich nicht verstehe, wie das Abschaffen funktionieren soll und ungerne sehr starke Meinungen ohne solides Grundwissen habe, las ich dieses Buch als eines der ersten, um besser zu verstehen, wie globaler Handel und Finanzsysteme funktionieren. Ich bin mir sicher, dass alle, die (digital) herumkrakeelen, dass Kapitalismus abgeschafft gehört, das gleiche tun und ihre Meinungen auf mehr als vagen Gefühlen und unkritisch wiederholten Aussagen anderer basieren.
Wie auch immer. Gutes Buch! Zwei Drittel sind eigentlich nur Biografien von Smith, Marx und Keynes, die an sich schon interessant waren. Am Ende bringt Herrmann alles zusammen, erklärt, was schon probiert wurde, was es für Gründe für den Status Quo gibt und wo auf jeden Fall Verbesserungspotential liegt. Als Buch ein merkwürdiges Produkt, weil man nicht damit rechnet in erster Linie Biografien zu lesen, aber insgesamt hat es für mich funktioniert.
Eine kurzweilige, sprachlich schöne und humoristische Erzählung, die mich gut unterhalten hat. Keine großartigen Einblicke in tiefgründige Gedanken, keine abgefahrene Story, nicht mehr und nicht weniger als ein ein netter Roman.
Die Grundpfeiler der Geschichte in kurz: Junge, französische Frau, versucht in Japan Teil der Arbeitswelt zu werden und scheitert humoristisch beschrieben an kulturellen Unterschieden. Ich kann nicht einschätzen, wie viele potentiell rassistische Ressentiments potenziell im Hintergrund mitschwingen, aber es wirkte wie eine ausgeglichene Beobachtung, nicht wie ein Herablassen.
Hat Spaß gemacht.
Ein Japaner, der die Auslegung der Philosophie eines deutschen Philosophen und Psychiaters eines anderen Japaners in Dialogform zwischen einem fiktiven Jugendlichen und Philosophen aufschreibt.
Was komisch klingt, ist letztendlich auch in seiner Form nicht unbedingt gelungen. Inhaltlich allerdings so nah an Stoizismus plus Gedanken von Adler, dass ich es lesenswert fand. Nicht ganz überraschend, fand ich viel von meinem persönlichen Wertesystem und Weltbild auch hier wiedergespiegelt.
Wer eine leicht verdauliche Heranführung an solche Themen sucht, findet hier etwas, das mir persönlich durch seine Form etwas zu albern war, aber durchaus lernenswerte Inhalte beherbergt.
Es scheint, anderen Rezensionen nach zu urteilen, viele Leute zu geben, denen einige der Lehren des Buches negativ aufstoßen, weil sie nicht ihrem aktuellen Weltbild entsprechen, oder zu harsch wirken. Mir ging es nicht so, aber man sollte vielleicht bereit sein, seinen mentalen Status Quo zu hinterfragen, wenn man mit diesem Buch Freude haben möchte.
Der zweite Teil der The Protectorate Trilogie knüpft direkt an den ersten an. Die Geschichte und Charaktere entwickeln sich weiter, das Universum wächst und ich bin so dermaßen drin, dass ich den dritten Teil, der im Sommer rauskommen soll, kaum erwarten kann.
Es ist ein grundsolider SciFi-Action-Roman ohne viel Weltraumgeballer, aber dafür mit vielen Intrigen, guten Dialogen und Charakteren, bei denen man durchaus mal nachdenken darf, um für sich zu definieren ob sie gut oder schlecht sind.
Kurzweiliges SciFi auf hohem Niveau. Auch perfekt für Einsteiger in das Genre. Es gibt Technik-Schnickschnack, aber niemand erklärt in ausführlichem Detail die physikalische Basis irgendeines Raumschiff-Antriebs.
Manchmal etwas langweilig, oder unnötig kreativ, beschreibt Blockchain Chicken Farm das rurale Leben in China und wie es von etwas verändert wird, das tatsächlich Digitalisierung genannt werden kann. Im Gegensatz zu dem, was wir in Deutschland machen. Ganze Dörfer arbeiten ausschließlich für Alibaba. Ganze! Dörfer!
Sehr, sehr interessant und man fühlt sich beim Lesen, als würde man Geheimnisse über Orte erfahren, zu denen man sonst keinen Zugang hätte.
Was auch der Sinn meiner diesjährigen Übung ist, mehr von Autor:innen zu lesen, die nicht unbedingt weiße Männer sind. Letztes Jahr waren meine Statistiken dahingehend nicht sehr lobenswert. Dieses Jahr versuche ich mir etwas mehr Mühe zu geben. Dieses Buch ist einer von mehreren Beweisen dafür, dass es sich lohnt.
Fan-tas-tisch. Allerdings anfangs so kompliziert und komplex, dass ich das Buch nach dem ersten Drittel fast abgebrochen hätte. Der Rest war allerdings wortwörtlich lebensverändernd. Mercier und Sperber erklären das, was Thinking Fast And Slow offen lässt: Wenn Reason eine menschliche Superkraft ist, die uns von (anderen) Tieren abhebt, warum verhalten sich Leute oft so irrational?
Habe im Januar über kein Buch mehr nachgedacht, als über dieses. Es gab mir neue Werkzeuge um über meine Umwelt nachzudenken. Mehr kann man von einem Buch nicht erwarten.
Ich befürchte ein bisschen, dass ich mir nicht sehr viel im Detail merken können werde, eben wegen der erwähnten Komplexität. Das macht dieses Buch zu einem, das leider kein Allzeit-Favoritenpotenzial hat. Vielleicht irgendwann, wenn ich es ein zweites (und drittes?) Mal gelesen habe und mir mehr merken konnte.
Anfangs interessant, weil ein Konzept erklärt wird, das viele Nicht-Designer nicht kennen: Gute Ausgangszustände und kleine Kniffe um Verhalten in gewünschte Richtungen zu bugsieren. Da ist in der Theorie auch viel zu holen. Man kann ganz neu auf die Welt blicken und feststellen, dass man links und rechts manipuliert wird. Allerdings ist das ganze Thema dann schnell ausglaugt, wenn man diese, doch recht simple, Mechanik verstanden hat.
Danach, auf den restlichen 150 Seiten, kommen allerdings nur endlose Beispiele für Situationen, in denen Nudges von Vorteil sein könnten. Die meisten davon mit Fokus auf das amerikanische System und für Europäer maximal der Theorie interessant. In der Praxis war es das für mich aber nicht.
Nudge ist, meiner Meinung nach, nicht sonderlich lesenswert, wenn man vom schnell erklärten Grundkonzept absieht.