Harry Potter! In 2021! Nicht unbedingt ein Geheimtipp und mittlerweile vielleicht sogar eine edgy Form der Unterhaltung, muss man doch jetzt lange Diskussionen darüber führen, ob man Autorin von Werk trennen kann, bevor man zugibt, dass man die Geschichten liebt.
Das spare ich mir an dieser Stelle und gebe zu, dass ich zur Generation gehöre, die gerne von sich behauptet, dass sie immer im gleichen Alter wie Harry war, als die Bücher rauskamen. Dementsprechend intensiv gebrandmarkt wurde ich durch die Anwesenheit der Reihe in meinem Leben. Trotzdem, wie ich kürzlich schockiert feststellte, habe ich die Bücher nur zwei Mal gelesen. Beide Male auf Deutsch und als Teenager.
Während ich diese Zeilen zum Ersten der sieben Bücher (Sieben. Wir beachten den Unfall nicht, den das Buch zum Theaterstück darstellt, das einen vermeintlichen achten Teil ergeben sollte) schreibe, bin ich eigentlich schon mit allen sieben Teilen fertig. Weil in 2021 niemand mehr neue Gedanken zu Harry Potter hat, nutze ich also die Beiträge zu diesen Büchern, um ein paar mehr oder weniger unzusammenhängende Gedanken zu den einzelnen Büchern festzuhalten. Wie in einem Lesetagebuch. Die hat man auch nie geführt, während man die Bücher las, sondern erst später nachgetragen.
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Eigentlich hatte ich erwartet, dass das erste Buch erheblich stärker an ein Kinderbuch erinnern würde. Die Charaktere sind 11. Ich war 11, als ich es das erste Mal las. Allerdings war ich mit meinen jetzt 32 Jahren nicht schlecht unterhalten. Ja, das Englisch ist merklich simpler als in den kommenden Büchern, aber auch nicht anspruchsloser als einige der Sci-Fi Bücher, die ich sonst so lese. Wobei ich das nicht zu laut schreiben sollte, weil eine Freundin von mir heimlich seit Jahren die These vertritt, dass das gesamte Genre Science-Fiction der Jugendliteratur zugeordnet werden sollte. Sie würde das allerdings abstreiten, wenn man sie fragt.
Harry Potter and the Philosopher's Stone ist das Buch, was mir noch am besten in Erinnerung war. Es ist mit seinen knapp über 300 Seiten auch kein wirklich ausschweifendes Werk. Trotzdem fand ich sehr, sehr, sehr beeindruckend, wie viele später aufkommende Themen in diesem Buch schon Anklang finden. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass sehr viel von Beginn an geplant war oder später geschickt aufgegriffen und in die größere Geschichte eingebaut wurde, aber das Ergebnis weiß zu überzeugen.
Was ich Rowling hoch anrechne, ist ihre einzigartige Fähigkeit des World-Buildings. Die gesamte Welt fühlt sich lebendig an. Mit gar nicht so vielen Worten entstehen die intensivsten Bilder, die ich jemals in einer Buchreihe im Kopf hatte. Teilweise so sehr, dass ich nach meinen Lese-Sessions nachts den Tetris-Effekt mit Harry Potter Situationen habe.
Nach dem Lesen des ersten Buches wusste ich schon, dass ich die Reihe nach dem siebten wieder schmerzlich vermissen werde. Ich hatte recht.