Meinungen zu Büchern, die von Marcel gelesen wurden.

Ich musste tatsächlich etwas online recherchieren um am Ende zu verstehen, was dieses Buch mir sagen wollte. Es war außerdem relativ anstrengend geschrieben und unterm Strich vielleicht nur die Mühe wert, weil ich jetzt an der Serie zum Buch interessiert bin.

Nachdem der erste Teil, The Three-Body Problem, mich so sehr begeisterte, konnte ich den zweiten nicht lange auf sich warten lassen. Ich musste einfach wissen, ob das spannendste SciFi Konzept, das ich jemals gelesen hatte, angemessen fortgeführt wird.

Spoiler: Ja. Nicht nur angemessen, sondern so überraschend, kreativ und trotzdem beeindruckend logisch, dass ich – wie ich eigentlich nie sage – von den Socken war.

Wenn ich hier anfangen würde die endlose Reihe an unglaublich atemberaubenden Konzepten vorzustellen, die Liu raushaut, als hätte er eine unbegrenzte Menge fantastischer Ideen, wäre ich morgen noch nicht fertig. Was hier in 100 Seiten an Gedankenspielen durchexerziert wird, ist sonst das Material ganzer Buchreihen. Einige seiner Konzepte haben sogar in der Wissenschaft als potentielle Erklärungen für... Dinge... Einzug gehalten, deren Erwähnung hier ein zu großer Spoiler wäre.

Ich weiß, dass diese Absätze einem nichts über den Inhalt verraten, aber ich habe wirklich Angst jemandem in irgendeiner Form irgendeine Überraschung zu nehmen. Wenn man Hard SciFi mag, wird man in diesen Büchern seine Freude finden.

Obwohl ich meinen Job liebe, bin ich keiner der Designer, die viele Bücher oder Artikel zu seinem Fachbereich liest. Ich glaube nicht, dass ständiger Konsum von neuen Best Practices in irgendeiner Form notwendig ist um am Puls der Zeit zu bleiben.

Daher habe ich auch wirklich wenig Bücher zu Design gelesen. Die Liste umfasst: Ruined by Design von Mike Monteiro.

Meine Meinung, dass es sich hierbei um das wichtigste Buch über Design handelt, ist dementsprechend auf wackligen Beinen stehend. Allerdings kann ich diese Einschätzung ganz gut begründen. Es ist kein Buch über Design. Es ist ein Buch über Ethik.

Monteiro, von dem ich schon seit Jahren Fan bin, beschreibt eindringlich, wie Designer und alle Leute, die in irgendeiner Form daran beteiligt sind Systeme zu bauen (Programmierer, Project Manager, Backend Engineers gehören alle dazu, gestalten sie die Prozesse doch mit) eine ethische Verantwortung haben, dass sie keinen Schaden anrichten.

Das ist nicht wie Menschen normalerweise über ihren Job nachdenken. Viele sehen sich nur als kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Monteiro argumentiert hingegen, dass auch Facebook Designer Nummer 349 dafür verantwortlich ist, dass der Button, den sie gerade gestaltet, nicht in einem Produkt benutzt wird, das am Ende dafür genutzt wird Leute racially zu profilen.

Wer Monteiro kennt weiß, dass sein Schreibstil seinem Sprachstil ähnlich ist. Dementsprechend kann man sich darauf freuen, dass er keine Hand vor den Mund nimmt und Wahrheiten klar ausspricht.

Ein absolutes Muss für jede an Softwareentwicklung beteiligte Person.

Ich liebe Science-Fiction, aber war etwas von dem immer gleichen "Wir sind Amerikaner, lasst uns die Welt retten"-Ding gelangweilt. Also informierte ich mich über die besten SciFi Autoren aus anderen Kulturen und landete bei Cixin Liu, der in China schon länger große Berühmtheit genießt. Vielleicht auch hier, aber ich, in meiner endlosen Ignoranz, habe nichts von seinen Werken mitbekommen.

*The Three-Body Problem* hat eines der besten SciFi-Konzepte, die ich jemals zu Gesicht bekam.  Der Anfang ist für ignorante Westeuropäer wie mich etwas holprig gewesen. Viele kulturelle Referenzen, deren Bedeutung mir nur durch die (sehr hilfreichen) Fußnoten klar wurde. Wenn man aber reingefunden hat, eröffnet sich eine Problematik, die umfassender und atemberaubender nicht sein könnte. Das ganze Ausmaß stellt sich erst in den folgenden beiden Büchern heraus, aber nach dem ersten ist klar: Wir sind nicht allein. Und wir sind eindeutig nicht in der Lage es mit einer technologisch erheblich überlegenen Lebensform aufzunehmen.

Dieses Buch beginnt allerdings relativ überschaubar. Aber ich kann vorwegnehmen: Das letzte Buch endet einige hundert Milliarden Jahre in der Zukunft. Und die reise dahin ist unglaublich unterhaltsam.

Factfulness von Hans Rosling ist eines der Bücher, die alle Menschen gelesen haben sollten. Das klingt wie eine alberne Übertreibung, wie kann ein Sachbuch diesen Anspruch jemals erfüllen, aber ich bin überzeugt davon, dass es die Welt verbessern würde.

In Ländern wie Deutschland, seit langer Zeit steinreich und ohne größere Probleme, entwickeln Leute irgendwie das merkwürdige Gefühl, dass alles immer schlechter werden würde und schieben das auf den Kapitalismus. Vom Klimawandel mal abgesehen, zeigt Factfulness, dass an diesem überheblichen Gefühl nichts dran ist.

Überraschend empathisch beweist Rosling anhand eiskalter Zahlen, dass die Welt, im großen und ganzen, besser wird. Auch und besonders an den Stellen, wo es zählt. In Ländern, wo man sich nicht darüber beschwert, dass man einen Klodeckel hat, der nicht leise schließt.

Factfulness hat so viele augenöffnende Momente, dass man sich am Ende schon sehr anstrengen muss, um weiterhin der Meinung zu sein, dass das Grundsystem Kapitalismus generell abgeschafft gehört. Muss es verbessert werden? Klar. Ist Revolution fordern naiv und uninformiert? Offenbar.

Sehr, sehr, sehr lesenswert. Besonders, wenn man daran zweifelt, das stimmen kann, was ich hier nur grob umrissen habe.

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(Ich schreibe diese Meinung in 2021, kann also mittlerweile auf zwei Jahre Digitalen Minimalismus zurückblicken.)

Wenn irgendein Buch als meine Bibel bezeichnet werden kann, dann dieses. Kein Buch hatte jemals eine größere Wirkung auf mich und es half mir in einer Phase meines Lebens, in der es mir wirklich nicht gut ging.

Seit es Social Media gibt war ich Teil der entsprechenden Services. Als eine der ersten Personen mit einem Blog würde ich sogar sagen, dass ich, so global betrachtet, mitgeholfen habe Social Media zu einer Sache in der Welt zu machen. Irgendwann Anfang 2019 war aber die Luft raus. Ständiges checken von Timelines und aktualisieren von Feeds hat mich selbst so sehr genervt, dass ich wütend auf mich wurde, weil ich es trotzdem nicht lassen konnte.

Ich war süchtig.

Erst dachte ich, dass ein Reduzieren die Antwort wäre. Hier mal eine Woche ganz ohne Social Media, dann aber wieder volle Kanne. Brachte nichts. Dann dachte ich, dass ich nur meine Timelines genug aufräumen müsste. Also habe ich viele Leute entfolgt und sehr darauf geachtet, dass ich nur hochqualitatives digitales Crack zu mir nehme. Hat zu nichts geführt. Ich habe weiterhin zig Mal am Tag meine Timelines aktualisiert und wenig Zeit für wertvolle Aktivitäten gefunden.

Digital Minimalism von Cal Newport ist, meiner Meinung nach, das perfekte Sachbuch zu diesem Thema. Newports Art seine Argumente zu strukturieren und das Thema fundamental aufzuarbeiten, lässt einem gar keine andere Chance als seine Argumente zu verstehen. In meinem Fall habe ich sie nicht nur verstanden, ich habe sie gefühlt. Alles was er als negative Auswirkungen von Social Media Timelines beschrieb, empfand ich täglich und neuerdings übermäßig intensiv.

Newport erklärt nicht nur, warum Social Media ein Problem darstellt. Er macht einem auch total klar, dass man nicht davon loskommt, wenn man keine hochqualitativen Alternativen findet. Für mich wurde das das Lesen von Büchern und arbeiten an Side Projects wie dieser Webseite hier.

Die Subline des Titels ist "Choosing a Focused Life in a Noisy World". Dass man dieses Leben wählen muss ist ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs dieses Buches. Wenn man erkannt hat, dass Social Media einem weniger hilft als schadet und sich vorstellen kann, dass es ein anderes, fokussierteres und ruhigeres Leben geben kann, ist Digital Minimalsm die perfekte Anleitung. Man muss aber wollen.

Man kann sagen, dass Digital Minimalism mich geheilt hat und ich würde diesem Buch einen Schrein bauen, wäre ich etwas bekloppter veranlagt. Es hat mein Leben verändert. Nicht nur das: Es hat auch das Leben von vielen Freunden von mir verändert, die seitdem ich mit ihm durchs Land ziehe und davon schwärme, ebenfalls Social Media hinter sich gelassen haben und glücklicher nicht sein könnten.

In einem Anflug von "Ich muss weniger auf Screens starren" kaufte ich dieses Buch und fand es letztendlich so mittelmäßig. Es hat aber mein neues Leben als Person, die viel liest eingeläutet.

Der Gang vor die Hunde spielt zwischen den Weltkriegen in Berlin. Fabian, der Protagonist nach dem die ursprüngliche, zensierte Ausgabe dieser Geschichte benannt war, findet sich in diversen prekären Lagen wieder. Eine davon: Ein Land im Tumult und ein neuer Krieg auf der Türschwelle.

Irgendwas an dieser an einen Fiebertraum erinnernden Erzählung hat mir nicht so gut gefallen. Dabei sind die Rahmenbedingungen (Zeit zwischen den Kriegen, schwelende politische Differenzen, spielt an meinem Wohnort) eigentlich Dinge, von denen ich mir viel erhofft hatte.